Ortsgeschichte
Medingen - ein Dorf im schönen Rödertal
Medingen wurde unter dem Namen Medegowe erstmals in einer Urkunde vom 4. Juni 1289 erwähnt. Bei seiner ersten Beurkundung war Medingen ein markgräfliches Lehen, dessen obrigkeitliche Unterstellung oft wechselte. Bis 1836 war Medingen überwiegend dem Amt Dresden zugehörig, kam dann zum Amt Moritzburg und wurde 1875 der Amtshauptmannschaft Großenhain angegliedert. Seit 1950 gehörte Medingen zum Landkreis Dresden und seit 1996 zum Landkreis Kamenz.
Die Geschichte Medingens ist eng mit dem Rittergut verbunden, welches schon im 14. Jahrhundert aus dem markgräflichen Lehen hervorging.
Seit 1637 war das Rittergut schriftsässig und übte die niedere und hohe Gerichtsbarkeit im Ort aus. Das Rittergut, dessen Herrenhaus nach einem Brand um 1894 als Schloss im Baustil des Neubarock wieder aufgebaut wurde, existierte noch bis 1929. Es hatte besonders in den letzten Jahren seines Bestehens noch mehrfach den Besitzer gewechselt. So gehörte es von 1904 bis 1919 dem als ungekrönten König von Sachsen bekannten Kommerzienrat Mehnert.
Unmittelbar nach dem 1929 erfolgten Erwerb des Ritterguts durch Max Ernst Köhler, Inhaber einer Berliner Landparzellierungsgesellschaft, wurde durch diesen der Verkauf der 210 ha umfassenden Areals betrieben. Städtebaulich günstig liegende Flächen wurden als Bauland vorwiegend an Dresdner Bürger verkauft, Wald, Wiesen und Äcker an Medinger Bauern. Die Entstehung der Ortsteile Hufen, Kronenberg und Bergtannen ist im Wesentlichen auf diese Aktivitäten zurückzuführen. Der Bereich Bergtannen sollte überwiegend der Wochenendbebauung vorbehalten bleiben. Vor allem in den siebziger und achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts machte die Entwicklung des Naherholungsgebietes, die auch große Teile des Kronenberges mit einbezog, große Fortschritte. 1989 hatte Medingen ca. 350 Wochenendgrundstücke.
Auch die Mühlen, 1459 zum ersten Mal in überlieferten Schriften genannt, befanden sich im Abhängigkeitsverhältnis des Rittergutes, so die Mahl- und die Schneidemühle am Rittergut, welche bis 1958 produzierte. An die Ruinenreste der 1876 errichtete Auenmühle am Eingang zur Röderaue, können sich nur noch die älteren Medinger erinnern.
Die Röder war beiderseits des Flusses bewohnt und bereits 1574 wurde die erste Brücke errichtet.
1477 wurde die Kirche zum ersten Mal erwähnt. Sie war zunächst ein Saalbau, der mehrfach umgebaut wurde und Ergänzungen in seiner Ausstattung erfuhr. 1655 erhielt die Kirche ihren Dachreiter (Turm). Die letzte grundhafte Sanierung konnte 1998 mit der Restaurierung der Orgel abgeschlossen werden. Seit 1605 bildeten Medingen und Großdittmannsdorf eine Kirchgemeinde. Mit dem Auslaufen der letzten Pfarrerstelle im Juni 2001 bilden die Kirchgemeinden Medingen/ Großdittmannsdorf, Weixdorf/Hermsdorf, Ottendorf-Okrilla und Langebrück einen Schwester-Kirch-Verbund und teilen sich drei Pfarrer für die verschiedenen Aufgaben.
Der erste Lehrer wurde in Medingen 1664 urkundlich nachgewiesen, das erste Schulgebäude 1671. Der Standort ist leider nicht überliefert. Das erste bekannte Schulgebäude wurde 1848 auf der Hauptstr. 2 seiner Bestimmung übergeben. Die stetig steigende Zahl der Kinder und auch die Forderungen nach besserer schulischer Ausbildung machten mehrmals einen Neubau erforderlich. Im Herbst 1979 konnten Lehrer und Schüler das neue und vorerst letzte Schulgebäude auf der Weixdorfer Straße beziehen. Seit dem Schuljahr 1992/1993 fungierte die Schule als Mittelschule für Medingen und die umliegenden Orte. Mit der Umstrukturierung der Schullandschaft wurde das Gebäude ab dem Schuljahr 2004/2005 als Grundschule eingerichtet.
Vermutlich seit Beginn des 19. Jahrhunderts gab es in Medingen eine Brauerei, die nachweisbar von 1836 bis 1912 als erste deutsche Aktienbrauerei unter Nutzung des mineralstoffreichen Goldbornwassers Bier nach bayerischer Art braute, ein weit bekanntes Gesundheits- und Magenbier. Nach mehreren Versuchen die Produktion umzustellen, etablierte sich ab 1920 auf dem Terrain die Malta-Gesellschaft, die spätere Chemische Fabrik Gebr. Haake: Aus deren Apparatebau ging der VEB Prüfgerätewerk Medingen mit bis zu 550 Beschäftigten (1989) hervor. Leider konnte der Betrieb den marktwirtschaftlichen Anforderungen nicht standhalten und ging Ende 1995 in Konkurs. Inzwischen haben sich auf dem Betriebsgelände mehrere kleine Firmen angesiedelt.
Ende des 2. Weltkrieges hatte Medingen 48 landwirtschaftliche Betriebe mit Flächengrößen von 2 bis 19 ha, die meisten unter 5 ha. Wie in allen ostdeutschen Bundesländern gingen auch die Medinger Bauern 1960 mehr oder weniger freiwillig in die LPG. Genossenschaftliche Tierhaltung gab es in Medingen nicht.
1937 wurde in Medingen die Freiwillige Feuerwehr gegründet. Mit einem zünftigen Feuerwehrfest wurde im Herbst 2002 das 65jährige Jubiläum und die Einweihung eines neuen Tanklöschfahrzeuges begangen.
Mit der politischen Wende 1989 hat auch für Medingen eine neue Entwicklungsetappe begonnen. Davon zeugen besonders das entstandene Gewerbegebiet, zahlreiche neue und rekonstruierte Wohn- und Gewerbebauten sowie das Entstehen neuer Wohngebiete.
Die Nähe zur Landeshauptstadt und die günstige Verkehrsanbindung, die vom Durchgangsverkehr weitestgehend verschonte Lage des Ortes sowie die ländliche Schönheit machen Medingen immer mehr zu einem gefragten Wohnungs- und Naherholungsstandort.
Quelle: Birgit Pfützner, Verein für Heimatgeschichte und Dorfentwicklung Medingen e.V.